Sonntag, 28. Oktober 2012

Von der Krönung zum Lobgesang

Elblandphilharmonie und zwei Kantoreien überzeugten im Konzert

von (c) Reinhard Heinrich
Anlässlich der Kirchenmusiktage Radebeul - Coswig - Weinböhla führten am 13. Oktober die Luther-Kantorei Radebeul und die Kantorei Coswig unter Leitung von KMD Gottfried Trepte, begleitet von Musikern der Elbland Philharmonie Sachsen und unterstützt von den Solisten Daniela Haase (Sopran) sowie Egbert Junghanns (Bariton) in der Peter-Pauls-Kirche Coswig drei recht unterschiedliche Werke mit grossem Erfolg auf: "Zadok the Priest" von Georg Friedrich Händel, ein "Te Deum" des polnischen Gegenwartskomponisten Józef Świder sowie ein weiteres Werk von Händel.

Eines war den über 100 Mitwirkenden schon mal gelungen, bevor noch der erste Ton erklang: Die Kirchenbänke waren gut gefüllt. Sowohl im Schiff als auch auf den Emporen waren nur noch wenige Plätze frei und am Vormittag war das Kontingent der Buchhandlung Tharandt bereits bis auf drei Plätze erschöpft, als meine Nachbarn nach Karten fragten. Ein voller Saal ist das beste Lob des Künstlers - nur anwesende Zuhörer kann man in den Bann der Musik ziehen - und es waren deren wohl genug.

Eröffnet wurde das Konzert mit Händels "Zadok the Priest", gesungen aus dem Chorraum. Das Fünf-Minuten-Stück wurde auch am 2. Juni 1953 zur Krönung der englischen Königin Elizabeth II. aufgeführt und gehört noch heute zur englischen Krönungsmusik. Nicht, dass die Coswiger unbedingt eine Krönungszeremonie haben wollen - schon der erste sächsische König verzichtete 1806 auf die Anschaffung einer Krone und somit auf jegliche Krönung - aber die Musik hat was. Und die Sänger und Musiker wissen das auch. Die feierliche Heiterkeit Händel ‘scher Barockmusik ist unübertroffen und will auch unübertrefflich interpretiert sein. Unsere Kantoreien und die Musiker gaben ihr Bestes.


Als zweites Stück erklang von der Orgelempore Józef Świders "Te Deum", Laut war's und dissonant. Aber auch interessant. Orgelspiel zu vier Händen sieht - und hört - man auch nicht alle Tage. Vielleicht sass neben dem Organisten aber auch nur ein Assistent zur Bedienung der altersschwachen Register. Der polnische Komponist  Świder schreibt keine Musik, von der man sich treiben lässt, sondern die über weite Strecken ein Schrei nach Erlösung ist, verpackt in lobende Worte für den Schöpfer, eröffnet mit dem ritualisierten "te deum laudamus" (Dich, Gott, loben wir) und endend mit "In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden". Ein Hauch von Psalm 23 weht da herüber. Man muss es nur hören wollen. 

Chor und Instrumentalisten waren nicht von ungefähr auf die Empore gestiegen. Zum ersten spielte die Orgel eine wichtige Rolle in diesem Te Deum und zum zweiten war dies ein überdeutlicher Fingerzeig auf die eben begonnene "Erneuerungskur" dieses Instruments, zu der noch einige Spenden hoch willkommen sind. Erst unmittelbar vor dem Konzert war das Instrument in einer Nachtschicht wieder spielbereit gemacht worden, nachdem ein altersschwacher Balg den Dienst versagt hatte.

Krönender Abschluss des Konzerts war Händels "Dettinger Te Deum", komponiert für die Siegesfeier nach der Schlacht bei Dettingen 1743 im Österreichischen Erbfolgekrieg. Dass sich da unter den "Triumph der gerechten Sache" nur wenige Fragen und Ungewissheiten mischen, dürfte klar sein. Die Siegerseite wünschte Dankbarkeit auszudrücken und das ist dem Komponisten Händel durchaus gelungen. Man sagt, dass er - ähnlich wie J.S. Bach - ein rechtes Arbeitstier gewesen sei. Und dass er da von den Aufführenden ebenfalls nicht wenig verlangt, ist nur recht und billig. Höchste Ansprüche an bis zu fünfstimmigen Gesang forderten die Sängerinnen und Sänger beider Kantoreien - und sie haben es prachtvoll bewältigt, angemessen unterstützt natürlich von den Gesangs-Solisten.

Noch anspruchsvoller allerdings scheint mir die Leistung der Solo-Barock-Trompeter zu sein: Hier musste buchstäblich jeder Ton sitzen - keiner konnte sich in der Masse des Orchesters verstecken. Jedes Instrument hatte seine Soli und es war eine Freude nicht nur beim Zuhören sondern auch beim Zuschauen.

Den Zuhörern und Zuschauern dürfte diese Aufführung - vermutlich nicht ganz zufällig zur Eröffnung des Coswiger Laubhaufenfestes - in guter Erinnerung bleiben. Unserem "Ort der Vielfalt" haben die Sänger und Musiker zweifellos bereichernde Impulse gegeben. Und das hatte sicherlich auch etwas mit der Einstudierung durch die Coswiger Kantorin Erdmute Trepte zu tun.
(Abdruck mit Quellenangabe erlaubt,
druckfähige Fotos sind auf Anfrage verfügbar)

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